"Drachenträger" ist eine sehr ausdrucksstarke Arbeit des Berliner Künstlers Frank Zucht. Sie steht paradigmatisch für sein frühes Schaffen.
Frank Zuchts Bilderwelten sind gekennzeichnet von einer archaischen Bildsprache. Die Körper der Figuren sind massiv, wenig konturiert, stämmig und kräftig. Oft maskulin. Das zweite charakteristische Stilelement in Frank Zuchts Werken sind Tiere. Sehr häufig Fische, Vögel, manchmal auch Säugetiere. Dabei gehen Mensch und Tier eine starke Verbindung ein. Meist trägt der Mensch das Tier. Oft auf dem Rücken oder unterm Arm. Beide Körper sind eng miteinander verschlungen, zum Teil so sehr, dass daraus nahezu Mischwesen entstehen.
Sehr häufig stellt Frank Zucht seine Figuren im Profil dar. In dieser Arbeit weicht Frank Zucht von den Reminiszenzen an die altägyptische Formensprache ab. Die Figur blickt dem Betrachter frontal ins Gesicht. Face-to-face. Offen, kraftvoll, entschlossen.
Die dritte prägende Gestaltungsebene in Frank Zuchts Bildern ist die Ausarbeitung des Hintergrund. Die Bildkomposition ist auf die Fläche reduziert. Die räumliche Perspektive wird zugunsten einer starken Strukturgebung des Hintergrundes aufgegeben. Die emblematische figurative Darstellung tritt in Spannung zum mehrschichtigem Farbauftrag des abstrakten Hintergrunds. In dieser Arbeit ist auch der Körper des Tieres von mehreren Farbauträgen stark strukturiert und in seiner Form bis auf die Konturlinie eingeebnet. Die Komposition lebt von der Dynamik der Farbpalette und den verschiedenen Schichtungen des Farbauftrags.
Frank Zucht entwickelt seine Bilder aus der Farbe heraus. Er beginnt seinen Arbeitsprozess damit, dass er auf die am Boden liegende Leinwand verschiedene Farben aufträgt. Am Anfang steht das Chaos, aus dem heraus Strukturen entstehen. Aus dieser Ordnung der Strukturen tritt eine gewisse Lesbarkeit zutage, aus der heraus sich eine Geschichte und damit auch die Figur(en) entwickeln. Der Schöpfungsprozess wird fast bis zum Ende offen gehalten.
So stark vereinfacht die Körper in ihren Konturen präsent sind, so reichhaltig ist ihr Innenleben. Aus diesem Widerspruch gewinnen die Werke Frank Zuchts ihre Anziehungskraft. Sie bieten einen Möglichkeitsraum, der der Realität einen illusionären Charakter verleiht.
Frank Zucht studierte sieben Jahre bei Horst Antes. Während seines mehrjährigen Studienaufenthalts in Australien beschäftigte er sich intensiv mit der Kultur der Aborigines. Längere Reisen nach Mexiko und auf die kanarischen Inseln prägen seine besondere Bildsprache sowie die Farbpalette.